Recap: Affiliate Conference in Berlin

Vergangene Woche durften wir Teil der Affiliate Conference in Berlin sein. Im folgenden einige Einblicke zu den Vorträgen, Workshops und der PerformixX-Award Verleihung.

Keynote: „The Great Affiliate Resetvon Kevin Edwards

Auf der Affiliate Conference am 18.11. in Berlin stellte Kevin Edwards in seiner Keynote „The Great Affiliate Reset“ zentrale Herausforderungen und Chancen der Branche vor. Er betonte, dass Affiliate-Marketing trotz hoher Performance oft unterschätzt wird und ein klareres Positioning benötigt. Daten sollen stärker genutzt werden, um mehr Gewicht im Boardroom zu erhalten. Gleichzeitig zeigte er deutliche Wahrnehmungsunterschiede zwischen Affiliates und Brands, etwa bei der Bewertung des Kanals oder beim Thema Tracking. Während viele Marken Tracking als zuverlässig einstufen, sehen Affiliates häufiger Probleme.

Ein weiteres Thema war die Qualität des Traffics: Subnetworks, Brand Bidding und Ad Hijacking gehören weiterhin zu den größten Sorgen. Verzögerte Auszahlungen wirken sich bei vielen Partnern spürbar auf das Cashflow Management aus und können Wachstum bremsen. Edwards zeigte zudem, dass zwar CPA weiterhin dominiert, aber hybride und Non-CPA-Modelle zunehmend genutzt werden, um neue Formate zu testen. Abschließend stellte er verschiedene Gaps vor, darunter das Performance Gap und das Trust Gap. Eine saubere Compliance und transparente Kommunikation sind laut ihm entscheidend, um Vertrauen aufzubauen und das volle Potenzial des Kanals auszuschöpfen. 


Vortrag: „Zukunft der Verbandsarbeit im Affiliate & Partner Marketing – Qualität, Image, Lobbyarbeit von André Kögler und Markus Wigbels

Im Vortrag von Andre Kögler und Markus Wigbels ging es um die zukünftige Rolle der Verbandsarbeit im Affiliate- und Partner-Marketing. Sie zeigten, dass die Branche stark von externen Faktoren geprägt ist, darunter Datenschutz, Browser-Regulierungen, schlechte Attribution, Walled Gardens und der Einfluss generativer KI. Gleichzeitig erwarten 65 Prozent der Advertiser, dass Affiliate-Marketing weiter an Bedeutung gewinnt. Die Referenten betonten, dass diese Entwicklung klare Strukturen, Qualitätsstandards und eine gemeinsame Stimme erfordert. 

Ein Kernpunkt war die Vorstellung der neuen Zusammenarbeit zwischen BVDW und APMC, die eine strategische Neuausrichtung der Verbandsarbeit einleitet. Während die offene Working Group des BVDW Austausch und Grundlagenarbeit ermöglicht, übernimmt der APMC die Entwicklung von Standards, Qualitätssicherung und politische Interessenvertretung. Drei zentrale Säulen sollen künftig die Branchenarbeit prägen: Image und Kommunikation, Qualität und Standards sowie Politik und Lobbyarbeit. 

In der anschließenden Diskussionsrunde mit Ingo Kamps, Tim Lomborg und Malte Hasse wurde deutlich, dass die Branche dringend einheitliche Industriestandards benötigt. Themen wie Tracking-Transparenz, Partnerqualität, Compliance und die Stärkung der politischen Wahrnehmung standen im Fokus. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass nur eine gemeinsame, strukturierte Verbandsarbeit das langfristige Wachstum des Kanals sichern kann. 


Vortrag: „Wie TikTok Shop den Checkout neu definiert“ von Daniel Kocher

Ein Highlight der Affiliate Conference 2025 war der Vortrag von Daniel Kocher, Teamlead Affiliate Marketing bei MAI xpose360, der das Potenzial von TikTok Shop als Social-Commerce-Treiber herausgestellt hat. Statt klassischem Influencer Marketing findet die gesamte Customer Journey direkt in der App statt: Nutzer entdecken Produkte in Shoppable Videos oder Live-Streams und können mit wenigen Klicks abschließen, ohne externe Links oder Redirects. Durch Hyperpersonalisierung spielt der TikTok-Algorithmus Produkte genau dann aus, wenn Nutzer ohnehin für ähnliche Inhalte affin sind, was spontane Käufe deutlich begünstigt. Benchmarks aus Südostasien, wo bereits ein Großteil des globalen TikTok-Shop-Umsatzes erzielt wird, zeigen, welches Wachstumspotenzial in Europa noch ungenutzt ist.

Besonders praxisnah waren Kocher’s Handlungsempfehlungen für Marken: statt komplexer Setups empfiehlt er schlanke Pilotphasen mit mehreren Creators, einen klaren Fokus auf einen Checkout in maximal drei Klicks sowie konsequente A/B-Tests von Thumbnails, CTAs und Bundles. Das Logistikmodell „Fulfilled by TikTok“ kann zudem Retourenquoten senken und interne Prozesse entlasten. Sein Fazit: Wer frühzeitig datengetrieben testet, mit Micro-Creatorn arbeitet und den Feed als Ausgangspunkt der Customer Journey versteht, sichert sich einen klaren Vorsprung im dynamischen Social-Commerce-Umfeld.


„KI-gestütztes, nachfragegetriebenes Publisher Recruiting“ ein Workshop von Lino Richter (Daisycon/Linehub)

Der Workshop „KI-gestütztes, nachfragegetriebenes Publisher Recruiting“ von Lino Richter (Daisycon/Linehub) zeigte, wie künstliche Intelligenz das Affiliate-Publisher-Recruiting grundlegend verändert. Statt Reichweite, Keywords und Last-Click stehen heute Intent-Analysen, datenbasiertes Beziehungsmanagement und KI-gestützte Prozesse im Vordergrund. Trendata spielt dabei eine zentrale Rolle, indem es täglich Milliarden Such- und Social-Signale auswertet, Intentionen interpretiert, relevante Domains identifiziert und Themencluster sowie Funnel-Stufen sichtbar macht.

Das Linehub-Ökosystem verbindet diese Erkenntnisse mit personalisiertem KI-Outreach (Conversive), technischer Integration und Tracking (Daisycon, belboon) sowie weiteren Touchpoints über Affiliprint, ParcelDealz und Sovendus. Advertiser können das Recruiting komplett als Managed Service buchen, der einem sechsstufigen Demand-Driven Framework folgt – von Discovery und Clustering über Scoring und Outreach bis hin zu Activation und Measurement.

Ein Praxisbeispiel mit Zonfo zeigte die Wirkung: mehr aktive Publisher, deutliches Umsatzwachstum, mehr Transaktionen und zugleich halbierter Recruiting-Aufwand. Zwar lassen sich ähnliche Prozesse aus verschiedenen Einzeltools zusammensetzen, doch bleibt die Toollandschaft fragmentiert. Der Vorteil von Linehub liegt in der integrierten Pipeline.

Insgesamt wurde klar: Relevanz entsteht aus Intention, KI macht Publisher-Auswahl planbar, und menschenzentrierte Beziehungen bleiben entscheidend. Die Zukunft des Affiliate Marketings ist intentbasiert, datengesteuert und auf nachhaltige Partnerschaften ausgerichtet.


Wir tracken alles – außer Vertrauen: Was Affiliate-Marketing von der Paartherapie lernen kann“ ein Workshop von Kathrin Siegel, Director Sales bei lead alliance

Im Affiliate-Marketing kriselt es – und zwar oft an einer Stelle, die schwer messbar ist: dem Vertrauen. Genau hier setzte der Workshop von Kathrin Siegel an. Sie zeigte, dass Advertiser und Publisher häufig in einer Art Beziehungskonflikt stecken: Während Advertiser die Zuverlässigkeit von Daten und Touchpoints hinterfragen, fühlen sich Publisher durch intransparente Prozesse und mangelnde Fairness benachteiligt.

Kathrin machte deutlich, dass Vertrauen zwar Auswirkungen hat, die sich messen lassen – aber der Aufbau selbst nicht automatisierbar ist. Mit einem Mix aus praxisnahen Beispielen, interaktiven Gruppenaufgaben und humorvollen Anleihen aus der Paartherapie verdeutlichte sie, wie essenziell offene Kommunikation, nachvollziehbare Entscheidungen und gegenseitiges Verständnis für erfolgreiche Partnerschaften sind.

Ihr zentrales Fazit: Affiliate-Marketing kann viel von gesunden Beziehungen lernen. Wer Erwartungen klar formuliert, Feedback ernst nimmt und Fairness nicht nur verspricht, sondern aktiv umsetzt, schafft stabile Kooperationen, die langfristiger und produktiver sind als jede rein datengetriebene Optimierung.


Mehr als Last Click: Strategische Zusammenarbeit im Affiliate Marketing“ ein Workshop von Steffen Grunwald, Team Leader Partnership Management Key Account

In seinem Workshop zeigte Steffen Grunwald, dass das reine Last-Click-Denken im Affiliate-Marketing längst an seine Grenzen stößt. Statt sich nur auf den finalen Conversion-Moment zu konzentrieren, rückte er die gesamte Customer Journey in den Mittelpunkt. Und damit auch die vielseitigen Rollen, die Publisher in früheren Phasen einnehmen können.

Steffen demonstrierte, wie Publisher von der ersten Inspiration über Informationsphasen bis hin zur Conversion echten Mehrwert liefern. Gemeinsam mit den Teilnehmenden wurden neue Kooperationsmodelle erarbeitet, die Publisher nicht erst am Ende, sondern während des gesamten Entscheidungsprozesses einbinden. Dazu gehörten neue Vergütungsansätze, inhaltliche Zusammenarbeit, datengetriebene Strategien und flexible Partnerschaftsmodelle, die weg vom kurzfristigen Sales-Fokus hin zu nachhaltigen, strategischen Beziehungen führen.

Die Session richtete sich besonders an Advertiser und Partner-Manager, die bestehende Routinen hinterfragen und frische Impulse für eine moderne, ganzheitliche Zusammenarbeit suchen – weit über den letzten Klick hinaus.


PerformixX-Award

Ein besonderer Moment der Affiliate Conference 2025 waren die diesjährigen PerformixX Awards, die als eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche gelten. Für unser Affiliate-Team hatte der Abend eine ganz besondere Bedeutung, denn gleich zwei von MAI xpose360 betreute Programme schafften es auf das Siegerpodest. Vodafone wurde als Bester Advertiser Deutschlands ausgezeichnet und sicherte sich den ersten Platz, während Thalia mit einem starken zweiten Platz ebenfalls zu den Top-Advertisern des Jahres zählt. Die Freude darüber ist groß, denn die Auszeichnung basiert nicht auf Juryentscheidungen hinter verschlossenen Türen, sondern auf dem Voting führender Publisher, die täglich mit den Programmen arbeiten. Dieses direkte Feedback aus dem Markt wertet den Erfolg zusätzlich auf. Gleichzeitig gratulieren wir allen weiteren Gewinnern in allen Kategorien des PerformixX Awards, die mit ihrem Einsatz zeigen, wie vielfältig und professionell die Branche heute aufgestellt ist.

Katharina Hörmann
Katharina Hörmann
Katharina Hörmann startete im April 2022 als Trainee im Affiliate Marketing bei der MAI xpose360 GmbH. Inzwischen ist sie als Affiliate Marketing Managerin tätig und betreut sowohl B2C- als auch B2B-Kunden in den Bereichen Retail und Vertragswesen. Zudem ist sie verantwortlich für das Format #AskTheExpert hier auf dem Blog.
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