Interview mit Claus Kreitmeier von explido»iProspect

In der Serie “Branchenexperten im Gespräch” interviewten wir diese Woche Claus Kreitmeier, Team Leader Affiliate Marketing bei explido»iProspect in Augsburg.

Wie lange bist Du schon in der Affiliate-Branche und wie bist Du dazu gekommen?
claus_kreitmeier
Die Affiliate-Branche begleitet mich seit Beginn meines Studiums im Jahr 2006. Ich habe vor Beginn meines Studiums ein Praktikum bei explido absolviert und bin seitdem der Branche und explido treu.

Was findest Du am Affiliate-Marketing besonders spannend?

Das Affiliate Marketing wandelt sich stetig und entwickelt sich dabei rasant weiter. Von den erfolgreichen Geschäftsmodellen aus 2006 haben nur relativ wenige bis heute überlebt, gleichzeitig entstehen laufend neue Publishermodelle. Besonders spannend am Affiliate Marketing ist, dass man viel mit anderen Online Marketing Kanälen in Kontakt kommt und nicht nur in seinem Kanal tätig ist.

Worauf sollte ein Partnerprogrammbetreiber bei der Auswahl eines Affiliate-Netzwerkes achten?

Zunächst sollte ein Partnerprogrammbetreiber entscheiden, ob er eine Public- oder Private-Netzwerk-Lösung wählt oder eine Hybrid-Strategie. Je nach Größe und Branche des Programmbetreibers kann es sinnvoll sein zunächst exklusiv bei einem Netzwerk zu starten, da hier teilweise vergünstigte Konditionen möglich sind. In verschiedenen Branchen wie bspw. im Bereich Versicherungen und Finanzen gibt es mittlerweile auch themenaffine Netzwerke, die ein starkes, zielgerichtetes Publisher-Portfolio bieten.

Worauf sollte ein Affiliate-Manager bei der Betreuung eines Partnerprogramms besonders achten?

Besonders wichtig für ein erfolgreiches Partnerprogramm ist der persönliche Kontakt zu den Publishern. Damit erfährt man laufend die Stärken und Schwächen des betreuten Partnerprogramm und erhält zahlreiche Ideen zur Optimierung. Zudem ist eine tägliche Prüfung der Statistiken / KPIs unerlässlich, insbesondere hinsichtlich möglichem Fraud.

Wie sollte aus Deiner Erfahrung ein gutes Provisionsmodell aufgebaut sein?

Meiner Meinung nach gibt es nicht DAS Provisionsmodell. Häufig wird auch übersehen, dass hohe Provisionen nicht zwangsweise hohe Umsätze bedeuten. Oft spielen für Publisher andere Faktoren wie die Reputation des Shops, Kundenservice und die Usability eine wichtigere Rolle als die absolute Höhe der Provision.
Die Erfahrung zeigt jedoch, dass Staffelmodelle den Publishern durchaus einen zusätzlichen Anreiz bieten, ebenso (je nach Produkt) eine Lifetime-Vergütung. Hilfreich kann auch ein zusätzliches WKZ-Budget sein, mit dem man kurzfristig Aktionen auf reichweitenstarken Seiten platzieren kann.

Welche Werbemittel eignen sich am Besten und womit hast Du gute Erfolge erzielt?

Generell sind (sofern möglich) Produktlisten ein sehr conversionstarkes Werbemittel. Wichtig ist auch den Publishern bspw. in Form von Textlinks Deeplinks zu möglichst allen Shop-Kategorien zu bieten um eine zielgerichtete Bewerbung zu ermöglichen. Für kurzfristige Aktionen und Rabatte bieten viele Netzwerke Gutschein-/Incentive-Tools mit denen ohne großen Aufwand die relevanten Publisher zeitnah erreicht werden können.

Auf welche häufigen Fehler muss man sich in der Betreuung eines Partnerprogramms einstellen und wie kann man diese vermeiden?

Nach dem Setup eines Partnerprogramms fängt die Arbeit erst richtig an. Der größte Fehler ist, sich darauf zu verlassen, dass sich die Partner schon anmelden und die Werbemittel einbinden. Nur eine proaktive Betreuung ab der ersten Minute ermöglicht dem Programmbetreuer den Erfolg des Partnerprogramms selbst zu steuern.

Welche Erfahrung hast Du mit Partner-Newslettern gemacht. Wie häufig sollte man diese verschicken, welche Informationen sind wichtig und wann ist das richtige Timing für den Versand?

Meine Devise bei Partner-Newslettern ist “weniger ist mehr”. Meiner Meinung nach sollten maximal zwei Newsletter pro Woche (eher weniger) verschickt werden, damit diese auch Aufmerksamkeit erregen. Dabei sollte man auch darauf achten, nur dann Newsletter zu verschicken, wenn man auch Neuigkeiten zu kommunizieren hat. Plant man Publisher- oder Endkunden-Aktionen sollten die Publisher mit möglichst viel Vorlauf informiert werden.

Mit welchen Publisher-Modellen hast Du die besten Erfahrungen gemacht?

Das hängt immer vom Ziel der Maßnahme ab. Will man kurzfristig Endkunden-Aktionen und Rabatte pushen gelingt dies sehr gut mit Gutschein-, Deal- und Cashback-Publishern. Für langfristige Kooperationen eignen sich fast alle Geschäftsmodelle, insbesondere Content-und Vergleichsseiten.

Wie kann man sich als Affiliate-Manager vor Betrug oder Missbrauch durch Affiliates schützen?

Die effektivste Methode ist die tägliche Kontrolle der Accounts. Dabei sollte man nicht nur die View, Klick und Saleszahlen monitoren, sondern sich auch die generierten Sales auf Publisherebene prüfen.
Zusätzlich gibt für Affiliate Manager hilfreiche Tools, die beim Überschreiten von definierten Schwellenwerten vor Abweichungen warnen. Daneben ist die Erfahrung des einzelnen Affiliate Managers von großer Bedeutung, um bestimmte Muster und Betrugsmodelle zu erkennen.

Wie sollte Deiner Meinung nach ein gutes Affiliate-Reporting aufgebaut sein und welche KPIs sollte dieses beinhalten?

Wie bereits erwähnt sollten alle relevanten Trafficzahlen enthalten sein. Die Stornoquote gibt hilfreiche Hinweise auf die Qualität des gelieferten Traffics. Je nach Anbieter sind auch Aufschlüsselungen nach Produktgruppen oder der durchschnittliche CPL/CPO bei Staffelmodellen relevant.
Dabei sollten alle Auswertungen immer sowohl auf Basis von Zeiträumen als auch auf Publisher-Basis erfolgen um die Qualität der jeweiligen Publisher besser messen zu können.

Welche Insights und Tipps kannst Du anderen Affiliate-Managern geben?

Neben der aktiven Betreuung der eigenen Programme sollte man sich immer auch als Publisher bei den Partnerprogrammen der Mitbewerber registrieren um über aktuelle Aktionen und Marketingmaßnahmen informiert zu sein. Auch ist durchaus hilfreich, selbst das ein oder andere Affiliate Projekt aufzusetzen um die Probleme der Affiliates besser verstehen zu können .

Welche Trends siehst Du in den nächsten Jahren auf die Affiliate-Branche zukommen und worauf sollte man sich vorbereiten?

Das Thema Tracking wird mittelfristig sicher weiterhin im Fokus stehen. Durch Änderungen an den Browsern und dem vermehrten Einsatz von Ad-Blockern u.ä. wird das klassische Cookie-Tracking immer unzuverlässiger.
Zudem wird sich auch bei den Vergütungsmodellen einiges weiterentwickeln. Erste Merchants haben ja bereits schon auf ein Customer Journey Vergütungsmodelle umgestellt, dieser Trend wird sich meiner Meinung nach fortsetzen.

Auf welchen Blogs, Info-Portalen, Zeitschriften oder Konferenzen bildest Du Dich weiter und wo informierst Du Dich über die neuesten Entwicklungen?

Ich informiere mich meist online in Blogs und Themenportalen sowie auf Konferenzen. Dabei lese ich regelmäßig die Blogs der Affiliate Netzwerke sowie Themenblogs wie www.affiliateboy.de, zusätzlich die Online Ausgaben bpsw. der IWB oder W&V. In meinem Feedreader finden sich aber auch viele Blogs aus den Bereichen SEO und Conversion Optimierung, da zahlreiche Entwicklungen und Trends dort direkte Auswirkungen auf das Affiliate Marketing haben.

Über Claus Kreitmeier:

Claus Kreitmeier arbeitete bereits während seines Studiums bei explido»iProspect in der Abteilung Affiliate Marketing. Nachdem er sein Studium der Soziologie, Volkswirtschaftslehre und Arbeitslehre an der Universität Augsburg abgeschlossen hatte, wurde er im Juli 2012 bei explido fest angestellt. Seit Januar 2013 leitet Claus Kreitmeier ein Affiliate Marketing-Team.

Sein Tätigkeitsschwerpunkt ist die kontinuierliche strategische Weiterentwicklung der Affiliate Partnerprogramme unter Berücksichtigung aktueller Trends und Entwicklungen.

Kontaktdaten:
www.xing.com/profile/Claus_Kreitmeier

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