Interview mit Jörg Middelkamp von auxmoney

middelkampDas erste Interview unserer Serie „Interviews mit 30 Affiliate-Experten“ haben wir mit Jörg Middelkamp vom auxmoney Partnerprogramm geführt.

Wie lange bist Du schon in der Affiliate-Branche und wie bist Du dazu gekommen?

Als Affiliate begonnen habe ich schon 1999. Damals habe ich mich zum ersten Mal neben meinem BWL Studium mit der Erstellung und dem Vertrieb von Webprojekten beschäftigt. Auf der Suche nach möglichen Einnahmequellen bin ich auf das Partnerprogramm von Amazon gestoßen. Der Betrieb von eigenen Webseiten wie machgeld.de war jedoch immer nur ein Hobby. Nach meinem Studium habe ich dann in verschiedenen Branchen gearbeitet. Ich habe  jedoch immer mehr gemerkt, dass die Onlinewelt meine Berufung ist und habe dann 2007 bei der Affiliate Marketing Agentur ad-cons angefangen. Seitdem bin ich hauptberuflich in der Online- und Affiliatebranche und habe diese Entscheidung bislang nicht bereut.

Was findest Du am Affiliate Marketing besonders spannend?

Affiliate Marketing ist eine abwechslungsreiche  und anspruchsvolle Tätigkeit. Neben operativen Aufgaben wie Partnerbetreuung und Partnerkommunikation, Partnerfrei-schaltung, Erstellung von verschiedenen Reportings inkl. Fraudkontrolle oder Prüfung der Provisionen und Auszahlung an die Partner, fallen auch strategische und konzeptionelle Aufgaben an. Wie und wo findet man neue Partner? Welche Maßnahmen können wir unternehmen, um unsere Partnerprogramme immer weiter zu optimieren, mit dem Ziel, dass die Affiliates  für uns noch mehr Gas geben?  All das sind Fragen, die sich jeden Tag erneut stellen.

Ein weiterer Punkt, der die Arbeit als Affiliate-Manager reizvoll macht, ist der ständige Umgang mit Ansprechpartnern aus verschiedenen Bereichen. Neben dem Kontakt mit den Affiliates, ist man als Affiliate-Manager Schnittstelle zwischen Technik, Grafik und Management der zu betreuenden Merchants sowie der Technik und den Account-Managern der Affiliate-Netzwerke.

Als letzter Punkt kommt hinzu, dass Affiliate Marketing so ziemlich alle denkbaren Geschäftsmodelle des Onlinemarketings umfasst und man durch den steten Kontakt mit den Merchants und Affiliates ständig über die wichtigsten Entwicklungen informiert ist.

Worauf sollte ein Partnerprogrammbetreiber bei der Auswahl eines Affiliate-Netzwerks achten?

Grundsätzlich ist erst einmal zu prüfen, ob man überhaupt mit einem bzw. mehreren Affiliate-Netzwerken arbeiten möchte oder sich gleich für eine Inhouse-Lösung entscheidet. Affiliate-Netzwerke haben zweifelsfrei heutzutage immer noch ihre Berechtigung. Als wesentlichster Vorteil ist hier die meist schon recht hohe Anzahl an bestehenden Affiliates im Netzwerk zu nennen. Diese Affiliates sind alles potentielle Affiliates für das eigene Partnerprogramm. Möchte man gleich international starten, ist dieser Vorteil umso höher je internationaler ein Affiliate-Netzwerk aufgestellt ist.

Zudem erfordert der Betrieb eines Partnerprogramms über ein Netzwerk tendentiell etwas weniger Aufwand im Unternehmen, da das Netzwerk einige Aufgaben übernimmt – wie zum Beispiel die Provisionsauszahlung.

Den Vorteilen von Affiliate-Netzwerken stehen hauptsächlich die relativ hohen Kosten gegenüber. Vor allem die großen Affiliate-Netzwerke, die über besonders viele Affiliates verfügen, nehmen mehrere tausend Euro Setupkosten und teilweise fixe monatliche Gebühren. Zusätzlich haben sich 30 Prozent Provisionsaufschlag für das Netzwerk im Markt etabliert. Das bedeutet, wenn Ihren Affiliates im Monat 100.000 Euro an Provisionen zustehen, zahlen Sie zusätzlich 30.000 Euro an das Netzwerk. Dieses Geld kann man, wenn Sie stattdessen ein Inhouse-Partnerprogramm betreiben, natürlich auch anderweitig investieren – unter anderem in höhere Provisionen für Ihre Affiliates. Das macht Ihr Programm noch attraktiver.

Natürlich müssen Sie bei dem Start eines Inhouse-Partnerprogramms beachten, dass Sie dieses entsprechend Bekannt machen müssen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Affiliate bei einem Inhouse-Partnerprogramm einen neuen Account erstellen muss. Dies bedeutet zeitlichen Extra-Aufwand und ist somit ein Hemmnis für die Anmeldung.

Grundsätzlich denke ich, je bekannter und größer ein Merchant ist, desto einfacher wird es sein, Affiliates für die Anmeldung in einem eigenen Inhouse-Partnerprogramm zu gewinnen. Möchte man allerdings innerhalb von einigen Wochen gleich Tausende neuer Partner gewinnen, wird dies auch bei starker Bewerbung des eigenen Inhouse-Partnerprogramms ein schwieriges Unterfangen. Startet man hingegen bei einem oder eventuell mehreren großen Partnernetzwerken ist dieses Ziel wesentlich realistischer.

Haben Sie sich nun entschieden, ein Partnerprogramm bei einem oder mehreren Affiliate-Netzwerken zu starten sollten Sie sich folgende Fragen stellen:

  1. In welchen Ländern bin ich aktiv bzw. möchte ich in mehreren Ländern ein Affiliate-Programm aufsetzen?
  2. Hat sich das Netzwerk auf einen bestimmten Bereich spezialisiert, beispielsweise auf den Finanzbereich?
  3. Wieviele Publisher sind im Netzwerk angemeldet?
    Wieviele davon bedienen den deutschen Markt?
    Wenn ein internationaler Programmstart angedacht ist, wieviele Publisher bedienen meine Zielmärkte?
  4. Welche Kosten entstehen für den Programmstart?
  5. Welche monatlichen Fixkosten fallen an?
  6. Können die gängigen 30 Prozent Provisionsaufschlag, die das Netzwerk für sich berechnet, heruntergehandelt werden?
  7. Können wir die Kosten aus 2. – 5. reduzieren, wenn dem Netzwerk Exklusivität zugestanden wird?
  8. Wie ist der Support des Netzwerks? Diese Frage lässt sich praktisch erst nach dem Programmstart wirklich beantworten. Jedoch gibt es für die Beantwortung schon vor Vertragsunterzeichnung mit dem Netzwerk Ansatzpunkte: Wie schnell wird meine erste Kontaktanfrage bezüglich eines Programmstarts beantwortet? Werde ich gleich zurückgerufen oder bekommt man erst nach zehn Tagen lediglich eine Standardmail? Wird auf meine Fragen individuell eingegangen?
  9. Arbeitet das Netzwerk bevorzugt mit zusätzlich eingeschalteten Agenturen, die Ihr Partnerprogramm betreuen sollen bzw. macht das Netzwerk dies sogar zur Bedingung? Die Betreuung eines Partnerprogramms durch eine Agentur hat einige Vorteile. Letztlich entstehen hier aber natürlich auch weitere Kosten.
  10. Welche Tools und spezielle Werbemittel bietet das Netzwerk den Affiliates (Produktdatenfeeds, RSS Feeds, Gutscheinfilter, Werbemittelgeneratoren, etc.)?
  11. Besteht die Möglichkeit, PostView einzusetzen? Inwieweit diese Kriterien für Sie relevant sind, müssen Sie dabei selbst entscheiden.

Worauf sollte ein Affiliate-Manager bei der Betreuung eines Partnerprogramms besonders achten?

Optimalerweise ist oder war man selbst Affiliate bei anderen Partnerprogrammen. So weiß man, was einem selbst wichtig ist und was man von einem guten Partnerprogramm bzw. einem guten Affiliate-Netzwerk erwarten darf.

Aus meiner Sicht sind eine schnelle und kompetente Beantwortung bei Supportanfragen, eine schnelle und transparente Stornoprüfung sowie eine rasche Auszahlung mit geringem Mindestauszahlungsbetrag wichtig.

Darüberhinaus sollte das Partnerprogramm insgesamt natürlich dem Affiliate auch gute Verdienste ermöglichen. Wenn man aber erst einmal das Vertrauen bei einem Affiliate verspielt hat, ist es in der Regel sehr schwer diesen zurückzugewinnen. Da können die Provisionen noch so hoch sein.

Wie sollte aus Deiner Erfahrung ein gutes Provisionsmodell aufgebaut sein?

Ob man per Lead, per Sale oder sogar eventuell per Klick seine Affiliates vergütet, hängt natürlich von dem eigenen Geschäftsmodell und den für das Partnerprogramm gesetzten Zielen ab. Wenn es in der Branche Mitbewerber gibt, die ebenfalls schon ein Partnerprogramm betreiben, bedarf es zudem guter Gründe bei dem Start seines eigenen Programms niedrigere Provisionen anzubieten als die Konkurrenz. Im optimalen Falle bietet man höhere Provisionen als der Wettbewerb an.  Zudem sollte mit Provisionsstaffeln ein Anreiz für besonders gute Affiliates geschaffen werden.
Bezüglich der maximal auszahlbaren Provisionshöhe (in der höchsten Provisionsstaffel), würde ich von der maximalen Gewinnspanne ausgehen. Es gilt dabei zu berücksichtigen, dass bei Netzwerken noch die üblichen 30 Prozent Aufschlag auf die Partnerprovision hinzukommt.

Die volle Gewinnspanne als maximal mögliche Provision (inkl. Netzwerkvergütung) festzulegen, klingt auf den ersten Blick sicher sehr hoch. Man sollte jedoch bedenken, dass erstens nur wenige der Affiliates die höchste Provisionsstufe erreichen, man also mit den Sales bzw. Leads der anderen Affiliates mehr Geld verdient. Ebenso kommen Sales/Leads über Affiliates rein, die nicht getrackt werden. Beispielsweise besucht ein Kunde vom Rechner im Büro die Seite eines Affiliates. Dort erfährt er  von Ihrem Angebot. Der Kunde bestellt aber erst vom Rechner zuhause in Ihrem Shop. Der Affiliate geht leer aus und Sie machen den Gewinn.

Letztlich bedeutet Affiliate Marketing für Sie auch noch kostenloses Branding, da Sie Ihre Affiliates in der Regel ja nur nach Erfolg bezahlen (Leads, Sales). Sie profitieren also auch dann von einem Affiliate-Programm, wenn Sie als maximale Provision die volle Gewinnspanne ausschütten.

Sollte sich Ihr Affiliate-Programm im Markt etablieren und die Affiliates verdienen mit Ihnen gutes Geld, besteht später immer noch die Möglichkeit über Provisionssenkungen nachzudenken. Ein Affiliate, der mit Ihnen bislang im Monat 1000 Euro verdient, wird die spätere Bewerbung vermutlich nicht beenden, wenn die Provisionen um 10 Prozent gesenkt werden. Behalten Sie dabei aber natürlich immer den Wettbewerb im Auge. Ihr Partnerprogramm sollte auch nach einer Provisionssenkung immer noch zu den Lukrativsten in der Branche gehören.

Welche Werbemittel eignen sich am besten und womit hast Du gute Erfolge erzielt?

Banner gehören natürlich zum Standard bei jedem Partnerprogramm. Dennoch dienen dieser eher dem Branding als dem reinen Abverkauf bzw. der Leadgenerierung. Banner werden von den Besuchern kaum bewusst wahrgenommen und entsprechend wenig geklickt. Affiliates machen es sich gerne leicht und bauen einfach schnell einen Banner auf ihrer Seite ein und wundern sich dann, dass diese Art der Bewerbung in der Regel relativ schlecht performt. Links, Bilder oder gar Videos in redaktionell anmutenden Beiträgen werden hingegen meist von den Besuchern als Mehrwert betrachtet. Dies gilt natürlich vor allem dann, wenn der Besucher sich auch noch für das Thema interessiert und die besuchte Seite zum Thema passt.

Die Wahrscheinlichkeit zum Klick und zur späteren Conversion ist dann wesentlich höher. Bieten Sie Ihren Affiliates also soviel wie möglich verwertbaren Content. Dazu zählen Produktdaten, Infofeeds, kurze Infovideos,  Informationen zu neuen Produkten, Bestsellern, etc.

Bieten Sie auch möglichst viele Anlässe, über die die Affiliates schreiben können, wie Gutscheinaktionen oder Gewinnspiele.

Auf welche häufigen Fehler muss man sich in der Betreuung eines Partnerprogramms einstellen und wie kann man diese vermeiden?

Affiliates haben nur eine begrenzte Arbeitszeit, zumal die meisten einen festen Job haben. Wartet ein Affiliate Tage oder gar Wochen auf die Beantwortung seiner Partneranfrage oder – noch schlimmer – auf die Freischaltung seiner Bewerbung, sammeln Sie bei diesem natürlich viele Minuspunkt. Bedenken Sie: Der Affiliate hat die Auswahl aus Tausenden von Partnerprogrammen. Selbst in einer speziellen Branche gibt es oft zig bis hunderte konkurrierender Partnerprogramme, zu denen der Affiliate wechseln kann. Zeit ist Geld – nicht nur bei Ihnen sondern auch bei Ihren Affiliates.

Mein Tipp: Beantworten Sie Partneranfragen möglichst direkt bei Eingang in Ihrem Postfach. Bearbeiten Sie darüberhinaus die Partnerfreischaltungen (Bewerbungen von Partnern) mehrmals am Tag sowie einmal täglich am Wochenende und an Feiertagen. Das Einloggen in Ihren Merchant-Account können Sie auch von zuhause aus vornehmen und die Prüfung ist meistens nach wenigen Minuten abgeschlossen.

Ebenso sollten Sie regelmäßig und gründlich die wichtigsten Zahlen sowie den durch Ihre Affiliates gelieferten Traffic im Auge behalten, um möglichen Fraud und Verstöße gegen Ihre Partnerprogrammbedingungen zu entdecken. Prüfen Sie ebenso regelmäßig vermittelte Leads und Sales auf Stornos.  Schludern bei der Fraud- und Stornoprüfung kann sehr teuer werden.

Ein Partnerprogramm kann also nur gut funktionieren, wenn man dieses permanent, ernsthaft und professionell betreut. Mit dem Setup des Partnerprogramms ist es nicht getan. Die Arbeit fängt dann eigentlich erst an und hört nie auf. Wenn Sie nicht mit einer Agentur arbeiten, die Ihnen viele Arbeiten (aber auch nicht alle!) abnehmen kann, oder Sie im Unternehmen keine (fachlich geeignete) Person haben, deren Hauptaufgabe die Betreuung des Partnerprogramms ist, ist es unwahrscheinlich, dass das Partnerprogramm einen relevanten Anteil zum Geschäftserfolg beitragen wird.

Welche Erfahrung hast Du mit Partner-Newslettern gemacht? Wie häufig sollte man diese verschicken, welche Informationen sind wichtig und wann ist das richtige Timing für den Versand?

Zum Timing für den Versand gibt es immer wieder verschiedene Meinungen. Ich denke, sobald es wichtige Informationen zu verbreiten gibt, sollten diese unabhängig vom Wochentag schnellstmöglich verschickt werden.

Nicht selten gehen bei einem Affiliate am Tag 50, 100 oder mehr Mails ein. Man sollte also möglichst noch im wahrnehmbaren Zeitfenster seinen Newsletter verschicken. Diese sollten im Eingangsordner der Affiliates weit oben stehen. Daher empfehle ich für die Versanduhrzeit den frühen Nachmittag, etwa 15 Uhr. Größere professionell aufgestellte Affiliates (Firmen, Agenturen, …) sind dann noch im Büro und können die News noch im Tagesbetrieb empfangen und bei entsprechender Relevanz direkt verwerten.

Bei den „Feierabend-Affiliates“ ist man mit seiner Mail zumindest vor den Mails gelandet, die bis zum Mittag hinzugekommen sind.

Zum Inhalt: Bei Netzwerken werden Newsletter teilweise vor der Veröffentlichung gegengelesen. Hat der Letter nur recht allgemeine Informationen wird es teilweise schwierig mit der Veröffentlichung.

Bei unserem auxmoney Inhouse-Partnerprogramm (auxmoney-partnerprogramm.de) funktionieren Partnerletter sehr gut. Wir informieren regelmäßig mindestens zweimal monatlich über alles rund um auxmoney und das auxmoney Partnerprogramm. Natürlich ändern sich so oft nicht wesentliche Punkte wie Provisionssteigerungen, neue Affiliateaktionen oder grundlegende Produktänderunen bei auxmoney selbst. Aber wir wollen uns mit den Newslettern immer wieder positiv bei den Affiliates in Erinnerung bringen. Die Hauptmotivation für unsere Newsletter ist die Partnermotivation und Aktivierung. Wir informieren beispielsweise darüber, dass wieder ein Affiliate einen Sonderbonus (zum Beispiel ein Apple iPad) erreicht hat, unser Partnerprogramm von einem weiteren Fachportal als eines der besten in der Branche bewertet wurde, und und und.  Zudem berichten wir oft über Neuerungen und über die boomende Entwicklung bei auxmoney. Seitdem ich bei auxmoney bin, folgt ein Rekord dem nächsten. Auxmoney wird immer erfolgreicher und bekannter. Dies wollen wir natürlich auch den Affiliates mitteilen. Über Erfolg spricht man gerne.

Mit welchen Publisher-Modellen hast Du die besten Erfahrungen gemacht?

Die Beantwortung der Frage hängt stark vom eigenen Geschäftsmodell und der Marketingstrategie ab. Gut funktionierende Publisher-Modelle sind auch meiner Sicht:

  • Deals/Gutscheine
    Hat Ihr Onlineshop attraktive Kundengutscheine? Ist die Verbreitung dieser Gutscheine durch Affiliates seitens der Geschäftsführung gewünscht? Dann sollten Sie verstärkt mit Gutschein- und Dealseiten zusammen arbeiten.
  • Suchmaschinenanzeigen, vor allem Google AdWords
    Erlauben Sie den Affiliates die Bewerbung Ihres Brand in der Textazeige und der Display-URL bei Google AdWords? Sind Sie ein relativ großer Brand, dürfen über diesen Affiliatekanal sicher viele Klicks und Leads bzw. Sales kommen. Allerdings wären Sie wahrscheinlich insgesamt günstiger gefahren, wenn Sie dies Ihren Affiliates untersagt und selbst bei Google AdWords gebucht hätten.
  • PostView und Remarketing
    Auch hier gibt es Anbieter auf dem Markt, die auf reiner Erfolgsbasis arbeiten. Hier tragen Sie also kein Risiko. Allerdings sollten Sie mindestens 100.000 Besucher im Monat vorweisen können, oft auch wesentlich mehr, damit dieses Modell für solch einen Affiliate interessant ist.
  • Produktsuchmaschinen
    Hat man eine große Anzahl von Produkten im Onlineshop bietet sich die Bereitstellung von qualitativ hochwertigen Produktfeeds an.  Aus meiner früheren Erfahrung im Bereich Preissuchmaschinenmarketing für einen führenden Computer- und Haushaltselektronik-Onlineshop, kann ich sagen, dass reine Klickvergütungen bei Preissuchmaschinen selten einen positiven ROI mit sich bringen. Da es aber auch einige bedeutende Preissuchmaschinen gibt, bei denen eine reine Affiliatevergütung möglich ist, sollten diese bei Bereitstellung eines Produktfeeds unbedingt als Affiliates gewonnen werden.
  • Infoportale, Fachblogs, Fachforen
    Unabhängig von eventuellen Feeds oder Gutscheinen funktionieren nach meiner Erfahrung auch möglichst themenaffine und gut gemachte Informationsportale bzw. Fachblogs und Fachforen.

Wie kann man sich als Affiliate-Manager vor Betrug oder Missbrauch durch Affiliates schützen?

  • Keine automatische Zulassung Ihrer Partner
    Stellen Sie Bedingungen auf, mit welchen Affiliates Sie zusammenarbeiten möchten. Haben Sie nur deutsches Zielpublikum, gilt es beispielsweise abzuwägen, ob man nur mit Affiliates mit einem gültigen Impressum  und Sitz in Deutschland zusammen arbeiten möchte. Viele „böse“ Affiliates haben zumindest ihren offiziellen Sitz nicht in Deutschland. Allerdings verschenken Sie bei dieser Politik natürlich auch Potential, da Sie sich bei der Anzahl der verfügbaren Partner stark einschränken.
  • Nutzungsbedingungen/Partner AGBs
    Legen Sie Spielregeln fest. Ist die Verwendung Ihres Brands, Slogans im Anzeigentext und der Display-URL erlaubt? Dürfen Affiliates auf diese Keywords buchen? Dürfen Ihre Affiliates PostView verwenden (meine Empfehlung ja, aber nur an zuverlässige ausgewählte Partner). Sind PopUps und Layerads erlaubt? Werden Affiliates für Eigenbestellungen vergütet? All das und noch viel mehr können Sie in Ihren Nutzungsbedingungen festlegen. Das verhindert zwar natürlich nicht direkt, dass Affiliates gegen diese Regeln verstoßen. Sie können dann aber mit Verweis auf Ihre Nutzungsbedingungen die Provision stornieren. Dies muss dann auch das Affiliate-Netzwerk, das ja an den Partnerprovisionen mitverdient, einsehen.
  • Es gibt verschiedende Arten von Betrug bzgl. Fehlverhalten der Affiliates (nicht konformes Verhalten gemäß der Partner AGBs), die es alle jeweils ständig zu controllen gilt.
  • Prüfung auf Provisionsanspruch
    Das versteht sich eigentlich von selbst, wird dennoch leider nicht bei jedem Partnerprogrammbetreiber immer gewissenhaft überprüft. Gleichen Sie die über Affiliates eingehenden Order-IDs mit denen aus Ihrem Shop-/ Bestell-/Kundendatensystem ab. Hat der Kunde nicht bezahlt oder die Bestellung nachträglich storniert, gibt es keine Provision für den Affiliate (bzw. optimalerweise bei Teilstornos des Kunden auch nur ein Teilstorno der Provision).
  • Stornorate je Affiliate
    Prüfen Sie Sales und Leads permanent auf Stornos können Sie die Stornoraten eines jeden Affiliate mit der Gesamtstornorate aller Affiliates vergleichen. Fällt hier ein Affiliate negativ extrem aus dem Rahmen, sollte man sich die vermittelten Bestellungen dieses Affiliates näher anschauen. Eventuell wurden hier absichtlich falsche Daten bei den Bestellungen eingegeben, um Provision zu erschleichen.
  • Anzahl Klicks und Conversionrate Klicks zu Sales
    Weichen Affiliates sowohl positiv als auch negativ erheblich von der durchschnittlichen Conversionrate Klick zu Sales ab, sollte man sich diese Affiliates gesondert ansehen. Natürlich kann es einmal auf Basis der Grundgegebenheiten  sein, dass ein Affiliate bei drei Klicks gleich zwei Sales schafft. Unwahrscheinlich, zumindest aber außergewöhnlich, ist es bei 300 Klicks 200 Sales zu erreichen. Es kann dabei alles mit rechten Dingen zugehen, aber schauen Sie sich hier die vermittelten Klicks und Sales im Detail  an. Ebenso sind extrem niedrige Conversionrates (1 Sale auf weniger als 1000 oder gar 10.000 Klicks) verdächtig. Eventuell handelt es sich hier um Cookiespamming und um massenhafte Layerad-/PopUp Generierung, die mit Ihren Nutzungsbedingeungen nicht vereinbar ist.
  • Überprüfung der Keywordanzeigen bei Google AdWords
    Haben Sie Einschränkungen bzgl. der Bewerbung über AdWords sollten Sie natürlich auch prüfen, ob sich Ihre Affiliates daran halten. Sie können dies händisch tun, indem Sie bei Google einfach nach Ihrem Brand googeln. Taucht dann eine Anzeige auf, die Sie selbst nicht geschaltet haben, klicken Sie auf den Link. In der Browser-URL sollte in der Regel ein Parameter zu finden sein, der den Affiliate ausfindig macht. Zudem gibt es auch weitere (kostenpflichtige) Tools oder Dienstleister, die Ihnen hier wertvolle Dienste leisten können.

Wie sollte Deiner Meinung nach ein gutes Affiliate-Reporting aufgebaut sein und welche KPIs sollte dieses beinhalten?

Es sollten Daten wie Klicks, Sales, Leads, Warenkorbwerte und weitere betreiberabhängige wichtigen Zahlen wie (Kundenregistrierungen/Neukunden, Warenkorbhöhe, Anzahl Bestellungen aus einer bestimmten besonders wichtigen Kategorie,…) sowie alle diese Zahlen im Verhältnis zu den Klicks täglich erfasst werden.

Ebenso empfiehlt es sich hier auch, nach der Stornoprüfung, die Anzahl der bestätigten und der abgelehnten Sales/Leads je Tag anzugeben.

Zudem empfehle ich im Tagesreporting eine gleitende 5-, 10-, 30-, und 60-, Tagessumme bzw. bei den Verhältniszahlen gleitende Durchschnittszahlen, bezogen auf diese Zeiträume, anzulegen.

Zudem sollte mindestens ein Monatsreporting erstellt werden, welches die Monatssummen aus Klicks, Leads, Sales und den weiteren betreiberabhängigen Kennzahlen, Stornoquoten sowie sämtlichen Conversionrates und Durchschnittswerten enthält.

Im Monatsreporting sollte zudem die Entwicklung der absoluten und aktiven Partner (aktiv: Partner mit Sales/Leads im Monat) genannt werden.

Zudem empfehle ich (je nach Größe des Partnerprogramms) eine separate monatliche Top-Partner-Auswertung. Welche Top10, Top50, Top100 Partner haben wieviele Sales/Leads gemacht. Haben diese Affiliates sich im Vergleich zu den Vormonaten verbessert oder verschlechtert?

Welche Insights und Tipps kannst Du anderen Affiliate-Managern geben?

Ich denke, ich habe hier die vorab gestellten Fragen schon alle sehr ausführlich beantwortet. Meine wichtigste Aussage: Stelle Dir vor, Du bist selbst Affiliate. Was ist Dir wichtig und was erwartest Du von einem Partnerprogramm? Wenn Du denkst, Du kannst mit Deinem Partnerprogramm Deine eigenen Anforderungen erfüllen, dann solltest Du auf einem guten Weg sein.

Welche Trends siehst Du in den nächsten Jahren auf die Affiliate-Branche zukommen und worauf sollte man sich vorbereiten?

Merchants werden zukünftig immer mehr darauf achten, inwieweit der Affiliatekanal am Gesamtergebnis beteiligt ist. Welchen Beitrag leisten die Affiliates an der Customer Journey?

Bei uns in der auxmoney GmbH werden ganzheitlich sämtliche Werbekanäle, wie Affiliate, Suchmaschinenanzeigen,  Displayanzeigen, Direct Traffic und sogar TV Schaltungen vor allem unter Gesichtspunkten der Customer Journey analysiert. Inwieweit man diese Ergebnisse dann in zukünftige Provisionsmodelle einfließen lässt, ist dabei ein anderes Thema. Stellt sich heraus, dass man nach Customer Journey Erkenntnissen die Affiliates im Vergleich zu den anderen Kanälen überproportional vergütet und senkt dementsprechend die Provisionen, kann diese Strategie fehlschlagen, wenn die Affiliates aufgrund der Senkung wesentlich weniger Sales und Leads – als vorher vermutet – vermitteln. Dennoch werden die Erkenntnisse aus der Customer Journey immer mehr Einfluss auf die Verteilung der Marketing- und Vertriebsbudgets nehmen.

Auf welchen Blogs, Info-Portalen, Zeitschriften oder Konferenzen bildest Du Dich weiter und wo informierst Du Dich über die neuesten Entwicklungen?

Abonniert habe ich die Zeitschrift Website Boosting sowie die Internet World Business. Im Bereich Affiliate Marketing kann ich die Webportale 100partnerprogramme.de, AffiliateBLOG.de und Affiliate-Marketing.de empfehlen.

Ansonsten abonniere ich vor allem die Newsletter von bzw. besuche regelmäßig die Internetportale Internet World Business (internetworld.de), Abakus-Internet-marketing.de, Shopanbieter.de, Ibusiness.de, Adzine.de, Eisy.eu  sowie t3n.de.

Bislang habe ich die mehrmals die Affiliate-TactixX sowie die Affiliate Conference besucht. Dort werden nicht nur reine Affiliate-Themen behandelt. Man nimmt auch viel Wissen aus anderen Bereichen des E-Commerce mit, wie SEO, Onlinerecht, Conversionoptimierung. Zudem besuche ich Webmaster- und SEO-Stammtische, die aber mehr dem Networking als der Fortbildung dienen. In meiner Anfangszeit habe ich auch an einigen Publisherseminaren von Merchants teilgenommen.

Gerne würde ich auch noch weitere Konferenzen rund um Onlinemarketing und E-Commerce besuchen. Mittlerweile gibt es aber eine fast unüberschaubare Anzahl an Kongressen, Konferenzen, Seminaren, Stammtischen etc. zu fast zu jedem Spezialgebiet, wie Social Media, SEO, SEM, Conversionopimierung, Webanalyse, Emailmarketing, etc. Hier den Überblick zu behalten und zu wissen, welche Veranstaltungen gut und sinnvoll sind, fällt mir jedoch recht schwer. Deshalb habe ich vor kurzem mein eigenes Onlineprojekt www.ecommerce-termine.de ins Leben gerufen. Dort kann jeder Besucher Termine rund um E-Commerce Events eintragen – egal ob es sich um einen kleinen Webmasterstammtisch, eine große SEO-Konferenz oder ein Webinar zum Thema WordPress Plugins handelt.

Über Jörg Middelkamp

Nach meinem Abitur und dem Zivildienst habe ich an der FH Gelsenkirchen Wirtschaftswissenschaften mit den Schwerpunkten „Internationales Absatz- und Beschaffungsmarketing“ sowie Unternehmensführung/Management“ studiert.

Während meines Praxissemesters 1999 bei der Deutschen Telekom AG in Bonn hat mich dann das Internetfieber gepackt. Dort habe ich im Bereich New Business Development gearbeitet und viel von der damals schon sehr dynamischen Onlinewelt erfahren. Seitdem betreibe ich selbst eigene Onlineportale.

Nach dem Studium bin ich über Umwege, unter anderem bei einer Unternehmensberatung sowie als Arbeitsvermittler bei der Bundesagentur für Arbeit, 2007 hauptberuflich im Online-Marketing gelandet.

Von 2007 bis 2009 habe ich für die Agentur ad-cons Gmbh aus Düsseldorf vor allem Partnerprogramme im Bereich Retail betreut u.a. Herrenausstatter.de, Medionshop.de, Rtlshop.de (heute channel21).  Danach war ich freiberuflich tätig und war vor allem für die Portale sparen.de und vergleiche.de sowie den Relaunch von Pflege.de verantwortlich.

Seit Mitte 2011 betreue ich das Inhouse Partnerprogramm der auxmoney GmbH. Dieses ist mittlerweile von zahlreichen Webmasterportalen ausgezeichnet und gilt als eines der besten und größten Partnerprogramme im deutschsprachigen Raum.

E-Mail: auxmoney Partnerprogramm: partner@auxmoney.com sowie middelkamp@auxmoney.com
Email privat: joergmiddelkamp@web.de
Xing: xing.com/profile/Joerg_Middelkamp
Facebook: facebook.com/joerg.middelkamp
Twitter: twitter.com/JoergMiddelkamp

 

Alle Interviews, sowie weitere Insights, Tipps und Tricks findet Ihr auch in unserem Buch „Affiliate Marketing INSIGHTS„, welches Ihr für 24,90 Euro als Taschenbuch bei Amazon erwerben könnt.

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Markus Kellermann
Markus Kellermannhttps://www.affiliateblog.de
Markus Kellermann ist bereits seit 1999 im Online-Marketing tätig und Geschäftsführender Gesellschafter der Digital-Marketing-Agentur xpose360 GmbH mit Sitz in Augsburg. Als Autor hat Markus Kellermann bereits eine Vielzahl von Artikeln in Fachmagazinen publiziert. Zudem organisiert er mit der Affiliate Conference, dem Affiliate Innovation Day und der Influencer Conference drei der bedeutendsten Online-Marketing-Veranstaltungen und betreibt neben dem Affiliate-Portal affiliateBLOG.de auch den Podcast Affiliate MusixX.
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