#AskTheExpert mit Kathrin Siegel

Im Monat Juni rücken wir in einer neuen Ausgabe unseres Formats #AskTheExpert nun die Perspektive der Netzwerke in den Fokus. Eine zentrale Schnittstelle im Affiliate-Marketing. Unter dem Titel „Netzwerk Insights: Wie Netzwerke das Zusammenspiel zwischen Advertisern und Publishern stärken“ sprechen wir mit einer Expertin aus dem Netzwerkbereich Kathrin Siegel (Director Sales bei lead alliance) darüber, welche Rolle Netzwerke heute einnehmen, welche Herausforderungen sie meistern müssen und wie sie aktiv zur Weiterentwicklung des Kanals beitragen.

Was macht dich zum Experten?

Seit über 15 Jahren bewege ich mich im Affiliate- und Performance-Marketing – immer mit dem Blick dafür, was wirklich funktioniert. Ob als Director Business Development bei Tradedoubler, als Senior Managerin bei Webgains oder jetzt bei lead alliance: Ich habe Programme aufgebaut, Großkunden gewonnen, neue Produkte eingeführt und Teams begleitet.
Ich kenne die Herausforderungen im Markt – auf Advertiser-, Publisher- und Netzwerkseite – und weiß, wie man Performance nachhaltig gestaltet, auch wenn sich Rahmenbedingungen ändern.
Kurz gesagt: Ich verbinde Praxis mit Strategie und bleibe dabei immer ehrlich, lösungsorientiert und nah an den Menschen, mit deren spezifischen Bedürfnissen.

Wie definierst Du heute die Rolle eines Affiliate-Netzwerks – und wie hat sich diese in den letzten Jahren verändert?

Ein Affiliate-Netzwerk war früher vor allem technischer Dienstleister: Tracking, Abrechnung, ein paar Partnervorschläge – fertig. Heute ist das Anspruchsdenken (zurecht) gewachsen. Ein Netzwerk muss weit mehr leisten: Es ist strategischer Impulsgeber, technologische Schnittstelle, innovativer Lösungsgeber, Troubleshooter und es wird eine hohe branchenspezifische Expertise erwartet. Dabei werden v.a. hohe Maßstäbe an die Qualität gesetzt.


Besonders im deutschsprachigen Markt haben wir einen Vorteil, den viele unterschätzen: Leistungsstarke Performance-Agenturen, die Advertiser ganzheitlich betreuen und einen großen Teil der operativen Arbeit abnehmen. Leider wird dieses Potenzial noch nicht konsequent ausgeschöpft. Statt nebeneinander zu agieren, sollten Netzwerk und Agentur enger verzahnt arbeiten – mit klarer Aufgabenverteilung und gemeinsamer Zielsetzung.
Und dann ist da noch ein Punkt, der mir wichtig ist: Advertiser selbst. Viele verstehen sich im Affiliate-Marketing noch immer vor allem als Geldgeber – dabei funktioniert das so nicht (mehr). Wer Reichweite, Qualität und Dynamik erwartet, muss auch bereit sein, sich aktiv einzubringen: sauberes Setup, transparente Kommunikation, Interesse an den Partnern. Es heißt nicht umsonst Partnerschaftsmodell – und das sollte keine Einbahnstraße sein.
Ein starkes Netzwerk ist heute kein neutraler Vermittler mehr, sondern ein integraler Bestandteil eines größeren Ökosystems. Wer das ernst nimmt, wird nicht nur effizienter performen – sondern nachhaltiger wachsen.

Was erwartest Du von Advertisern und Publishern, damit das Netzwerk seine Rolle optimal ausfüllen kann?

Ein Netzwerk kann seine Stärken nur dann voll ausspielen, wenn alle Beteiligten mitziehen – offen, transparent und mit einem gemeinsamen Ziel: nachhaltige Performance.
Ich gebe es offen zu: Erst seit ich bei lead alliance bin, weiß ich wirklich, wie sich Partnerschaften auf Augenhöhe auswirken. Hier sehe ich, was passiert, wenn sich Advertiser und Publisher wirklich verstehen – nicht nur technisch, sondern auch strategisch. Da wird nicht nur getrackt, da wird miteinander gearbeitet. Und genau das braucht es, damit ein Netzwerk seine Rolle voll ausfüllen kann.


Was ich mir von Advertisern wünsche? Vor allem ein realistisches Bild vom Affiliate-Marketing. Leider wird es oft noch als Umsatzkanal mit Discount-Faktor behandelt: viel rausbekommen, aber bitte mit minimalem Aufwand. Wer aber kein solides Tracking, keine gepflegten Produktdaten und keinen Draht zu seinen Partnern hat, wird langfristig nicht gewinnen – und bremst auch das Netzwerk aus.
Von Publishern wiederum wünsche ich mir Transparenz, verlässlich und kommunikationsfreudig. Wer offenlegt, wie er arbeitet, was er braucht und wo es klemmt, hilft uns dabei, die richtigen Hebel zu finden – statt ständig mit Trial-and-Error zu jonglieren.


Fazit: Affiliate-Marketing funktioniert nicht im Autopilot. Ein Netzwerk kann viel leisten – Insights, Verbindungen, technische Stabilität – aber nur, wenn es als Partner ernst genommen wird. Dann entsteht echte Performance. Alles andere ist Raten auf Zeit.

Welche technologischen oder strategischen Entwicklungen treiben Euch derzeit besonders stark an?

Es geht nicht mehr nur darum, ob etwas funktioniert, sondern wie smart, sicher und zukunftsfähig wir als Netzwerk und Plattform agieren.
1st-Party-, S2S-, Cookieless Tracking, serverseitige Integrationen und hybride Modelle gehören inzwischen zur Grundausstattung. Darüber hinaus beschäftigen wir uns intensiv mit dem Thema “KI-gestützte Analyse” – vor allem im Partnermanagement und in der Optimierung von Reportingstrukturen. Die Roadmap richtet sich dabei nach den Bedürfnissen unserer Advertiser. Einige Beispiele nenne ich gern: Churn-Prediction, Fraud Detection, Conversational BI und ein ChatBot zur Beantwortung von spontanen Fragen (dieser soll unser Account-Management aber nicht ersetzen).
Zusätzlich arbeiten wir immer wieder daran, individuelle Bedürfnisse für alle bereitzustellen, wie z.B. letztlich die Bereitstellung neuer Aggregationsmöglichkeiten im Reporting.


Aber: So groß die Chancen sind – als Anbieter von privaten Networklösungen können und wollen wir nicht einfach alle Daten „blind“ an eine KI verfüttern. Wir tragen Verantwortung – gegenüber unseren Advertisern, Publishern und dem Datenschutz. Deshalb denken wir KI nicht als Lösung von der Stange, sondern als Werkzeug, das bewusst, datensicher und mit menschlichem Know-how eingesetzt werden muss. Die Kunst liegt für uns darin, Daten sinnvoll zu strukturieren, Prozesse intelligent zu begleiten – und dabei die Kontrolle nicht abzugeben.


Wir sehen unsere Stärke gerade in der Mischung aus Technologietiefe und persönlicher Partnerschaft. Denn viele Advertiser brauchen nicht das nächste Tool, sondern jemanden, der komplexe Anforderungen in konkrete Ergebnisse übersetzt. Damit wollen wir lauter werden. Was uns also antreibt? Technologisch: Stabilität, Datenschutz und intelligente Automatisierung. Strategisch: echte Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Und ganz ehrlich – die erfolgreichsten Programme heute sind nicht unbedingt die mit dem größten Budget, sondern die mit den klarsten Werten.

Wie siehst Du die Zukunft der Netzwerke im Affiliate-Marketing – und welche Chancen gilt es aus Deiner Sicht jetzt zu nutzen?

Die Zukunft der Netzwerke im Affiliate-Marketing entscheidet sich an drei Schnittstellen: Technologie, Marktverständnis und Haltung. Wer nur auf Innovationen setzt, aber nicht versteht, wo und wie sie sinnvoll eingesetzt werden können, wird am tatsächlichen Bedarf vorbei entwickeln.
Netzwerke stehen heute unter einem enormen Innovations- und Wachstumsdruck. Die Tools werden immer ausgefeilter – Tracking, Reporting, Integrationen, KI-basierte Optimierungen, ggf. Veränderung in der Publisher Landschaft auf Grund des Einflusses von KI. Aber: Es reicht nicht, alles technisch anzubieten. Die Frage ist doch – wird es auch genutzt, verstanden, richtig eingebunden? Genau hier entsteht eine Kluft zwischen technologischem Möglichkeitsraum und operativer Realität.
Hinzu kommt: Viele Netzwerke verfolgen aggressiv internationale Wachstumsziele – oft ohne die lokalen Gegebenheiten wirklich zu durchdringen. Besonders in Deutschland stoßen globale Standardlösungen schnell an ihre Grenzen. Wir haben hier klare Datenschutzgesetze, eine starke Konsumentenorientierung, ein komplexes Publisher-Ökosystem – und eine Kultur, in der Vertrauen, Nachvollziehbarkeit und Fairness zählen.

Netzwerke, die das ignorieren, verlieren nicht nur an Relevanz – sie gefährden auch Vertrauen und Zusammenarbeit. Ich bin überzeugt: Die Zukunft gehört den Netzwerken, die bewusst Entscheidungen treffen. Die nicht nur möglichst viel anbieten, sondern das Richtige. Die nicht überall expandieren, sondern dort wachsen, wo sie wirklich Mehrwert schaffen können.
Die große Chance liegt jetzt darin, ein neues Selbstverständnis zu entwickeln: weg vom reinen Infrastrukturanbieter, hin zum aktiven Beziehungsgestalter. Netzwerke müssen sich fragen: Wie helfen wir unseren Partnern, echte Performance zu erzielen – technologisch, aber auch strategisch und kulturell?

Wenn wir bereit sind, Technologie mit Marktverstand zu kombinieren, Wachstum mit Relevanz zu koppeln und Plattformdenken mit echter Partnerschaft zu verbinden – dann wird Affiliate-Marketing nicht nur bestehen, sondern weiterhin wachsen.
Fazit: Technologie allein macht keine Partnerschaft. Die Zukunft gehört den Netzwerken, die Menschen, Modelle und Märkte wirklich zusammenbringen.

Katharina Hörmann
Katharina Hörmann
Katharina Hörmann startete im April 2022 als Trainee im Affiliate Marketing bei der MAI xpose360 GmbH. Inzwischen ist sie als Affiliate Marketing Managerin tätig und betreut sowohl B2C- als auch B2B-Kunden in den Bereichen Retail und Vertragswesen. Zudem ist sie verantwortlich für das Format #AskTheExpert hier auf dem Blog.
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